Klaus Staeck (* 28. Februar 1938 in Pulsnitz) ist ein deutscher Grafikdesigner, Karikaturist und Jurist. Von April 2006 bis Mai 2015 war er Präsident der Akademie der Künste in Berlin.

Klaus Staeck wuchs in Bitterfeld auf und siedelte nach dem Abitur im Jahre 1956 nach Heidelberg um und wiederholte 1957 das Abitur am Bunsen-Gymnasium, da in der Bundesrepublik die DDR-Reifezeugnisse nicht anerkannt wurden.Danach arbeitete er als Bauhilfsarbeiter. Von 1957 bis 1962 studierte Staeck Jura in Heidelberg, Hamburg und Berlin, wo er sein Erstes Staatsexamen ablegte. Den anschließenden juristischen Vorbereitungsdienst (Referendarausbildung) schloss er mit dem Zweiten Staatsexamen ab.

Bereits 1962 organisierte Staeck seine erste politische Demonstration in Heidelberg, Thema war die Spiegel-Affäre. 1965 gründete Staeck den Produzentenverlag „Edition Tangente“ (heute: „Edition Staeck“), die seit Ende der 1960er Jahre auch Auflagenobjekte (Multiples) von international anerkannten Künstlern herausgibt. So von Joseph Beuys, mit dem er seit 1968 zusammenarbeitete, Panamarenko, Dieter Roth, Nam June Paik, Wolf Vostell, Daniel Spoerri, und vielen anderen. 1968 erhielt Staeck seine Zulassung als Rechtsanwalt in Heidelberg und Mannheim.

Im Jahre 1969 organisierte Klaus Staeck eine Kunstaktion des damals noch weitgehend unbekannten Künstlers Christo, der mit weißen Laken das Heidelberger Amerikahaus vollständig verhüllte. Es war die erste künstlerische Verhüllungsaktion von Christo in Deutschland. Für Staeck entwickelte sich diese Kunstaktion zum finanziellen Desaster.

Seit Anfang der 1970er Jahre ist Klaus Staeck als Grafiker im Bereich der Politsatire in der Tradition John Heartfields tätig. In dieser Zeit begann eine enge Zusammenarbeit mit dem Göttinger Verleger Gerhard Steidl. Sein Hauptwerk umfasst bislang rund 300 Plakate, die größtenteils aus Fotomontagen bestehen, die er mit eigenen ironischen Sprüchen versieht.

Seine satirischen Plakate und die von ihm kommerziell vertriebenen Postkarten-Ausgaben richteten sich häufig gegen Inhalte der Politik von CDU/CSU. Seine Satire provozierte immer wieder Politiker in konservativen Kreisen. Dadurch kam es des Öfteren zu Eklats und juristischen Streitigkeiten, was ihm allerdings durchaus entgegenkam, da dies seine Bekanntheit nicht unwesentlich förderte.

Zur Bundestagswahl 1972 wurde sein ironisches politisches Plakat Deutsche Arbeiter! Die SPD will euch eure Villen im Tessin wegnehmen veröffentlicht.[10] Das Plakat erreichte eine Druckauflage von 75.000 Exemplaren und ist das bekannteste seiner Motive. Insbesondere in den 1970er und 1980er Jahren waren seine Grafiken populär, so dass er von den Erlösen des Postkarten-Vertriebs leben konnte. Trotz seiner Mitgliedschaft in der SPD legt er Wert darauf, nie Parteigrafiker gewesen zu sein und keine Auftragsarbeit für die SPD gemacht zu haben.

1971 verfasste er mit Beuys und Erwin Heerich einen Aufruf gegen die Exklusivität des Kölner Kunstmarktes. Im selben Jahr führte er seine erste Plakat-Aktion zum Dürerjahr in Nürnberg mit seinem Plakat Sozialfall. Für das Plakat verwendete er Albrecht Dürers Kohlezeichnung Bildnis der Mutter aus dem Jahre 1514 und kombinierte es mit der Frage: Würden Sie dieser Frau ein Zimmer vermieten?

Klaus Staeck war Teilnehmer der Documenta 5 in Kassel im Jahr 1972 in der Abteilung Parallele Bildwelten: politische Propaganda. (Er war auch auf der Documenta 6 (1977), der Documenta 7 (1982) und der Documenta 8 im Jahr 1987 als Künstler vertreten.) Bis 2012 konnte Staeck rund 3.000 Einzelausstellungen im In- und Ausland präsentieren.

Am 30. März 1976 zerriss der CDU-Politiker Philipp Jenninger in der Parlamentarischen Gesellschaft in Bonn ein dort in einer Ausstellung aufgehängtes Plakat Staecks mit der Aufschrift Seit Chile wissen wir genauer, was die CDU von Demokratie hält. Mit dem Plakat spielte Staeck auf eine Aussage Bruno Hecks an: Nach dem Putsch in Chile durch den General und späteren Diktator Augusto Pinochet im Jahr 1973 hatte Heck die Zustände in einem Sportstadion in Santiago de Chile, das als Konzentrationslager und Folterstätte diente, mit dem Satz beschrieben: Das Leben im Stadion ist bei sonnigem Wetter recht angenehm. Die Aktion der Abgeordneten um Jenninger, die Staeck in die Nähe der verbrannten Dichter rückte, wurde in den Medien als Bonner Bildersturm bezeichnet. Die Ausstellung wurde nach einem Beschluss des Vorstandes der Parlamentarischen Gesellschaft noch am selben Abend geschlossen, Jenninger wurde dagegen im Juni 1976 zu einer Schadensersatzzahlung von 10 D-Mark an Staeck plus 35 Mark Gebühren für Staecks Anwalt und 18 Mark Gerichtskosten verurteilt. Auch ein CDU-Politiker, der 1976 Staecks Werke mit den Hetzkarikaturen der Nationalsozialisten verglich, unterlag dem Grafiker vor Gericht. Anfang der 1980er Jahre erhielt Staeck vermehrt Drohbriefe mit vollem Namen und Anschrift und die Zahl der Ausstellungen im Inland ging drastisch zurück.

Im Jahr 1971 erhielt Staeck eine Gastdozentur an der Gesamthochschule Kassel sowie 1986 an der Kunstakademie Düsseldorf.

Nach der Wende in der DDR trat Staeck 1990 in die Akademie der Künste zu Berlin ein, die umbenannte Akademie der Künste der DDR unter neuer, demokratischer Leitung durch Heiner Müller. Durch die Vereinigung der beiden Berliner Akademien wurde Staeck 1993 Mitglied der gemeinsamen Akademie der Künste.

Am 29. April 2006 wurde Staeck auf der Mitgliederversammlung der Berliner Akademie der Künste unerwartet zu deren Präsidenten gewählt. Er war Nachfolger des zurückgetretenen Schweizer Schriftstellers Adolf Muschg. Im selben Jahr brachte er sich als Kritiker einer Arno-Breker-Ausstellung in Schwerin ins Gespräch, um in der gleichen Zeit eine Ausstellung für Johannes Heesters in Berlin zu organisieren, welcher der Akademie seinen Nachlass geschenkt hatte.

Am 9. Mai 2009 wurde Staeck auf der Frühjahrsmitgliederversammlung der Akademie wiedergewählt. Im Rahmen der Kandidatur hatte er ein „tatkräftiges Einmischen“ der Künstler „auch in den kommenden gesellschaftspolitischen Auseinandersetzungen“ angekündigt. In diesem Zusammenhang betonte Staeck auch, dass er inzwischen in den Reihen der Union akzeptiert sei, vor allem auch durch den Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU).

2012 erneut wiedergewählt, trat er seine dritte und (satzungsgemäß) letzte Amtszeit bis zum Mai 2015 als Akademiepräsident an. Seit 2015 ist er Ehrenpräsident der Akademie der Künste, Berlin.

Im März 2015 eröffnete in der Berliner Akademie der Künste eine Staeck-Werkschau unter dem Titel Kunst für alle. Gezeigt werden die Plakatkunst des Grafikers sowie Kunstobjekte aus der Edition Staeck. Auch eine Mohammed-Karikatur ist dabei. Im Rahmenprogramm der Ausstellung gibt es eine Diskussion zum Thema Charlie Hebdo unter dem Titel Nicht Einknicken!.

Staeck schreibt seit vielen Jahren regelmäßig vierzehntäglich eine Kolumne in der Berliner Zeitung und Frankfurter Rundschau.

Er ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland. 1997 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Willy-Brandt-Kreises.

Am 16. April 2020 sendete das SWR Fernsehen den von Andreas Ammer produzierten Dokumentarfilm Die Kunst findet nicht im Saale statt – Der Plakatkünstler Klaus Staeck über den Künstler, in dem sich zudem der Verleger Gerhard Steidl, der SPD-Politiker Martin Schulz, ehemalige Mitarbeiterinnen der Akademie der Künste Berlin und sein Bruder Rolf Staeck über Staeck äußern.


Politische Ämter und Funktionen

Seit 1. April 1960 ist Staeck Mitglied der SPD. 1969 kandidierte Staeck erfolglos für den Heidelberger Stadtrat und wurde Mitglied des Kreisvorstandes der SPD und der Jungsozialisten.

Er ist Beisitzer im Vorstand des Förderkreises Darmstädter Signal.

1973 war er Vorsitzender des Vereins Free International University (FIU) und gründete die Initiative Aktion für mehr Demokratie.

1983 wurde er Mitglied im Beirat der Humanistischen Union.

2004 wurde Staeck Mitglied des Kultursenats des Landes Sachsen-Anhalt.

 

Klaus Staeck (born February 28, 1938 in Pulsnitz) is a German graphic designer, caricaturist and lawyer. From April 2006 to May 2015 he was President of the Academy of Arts in Berlin.

Klaus Staeck grew up in Bitterfeld and, after graduating from high school, moved to Heidelberg in 1956 and repeated his Abitur at the Bunsen-Gymnasium in 1957, as the GDR secondary school diploma was not recognized in the Federal Republic of Germany. From 1957 to 1962 Staeck studied law in Heidelberg, Hamburg and Berlin, where he passed his first state examination. He completed the subsequent legal preparatory service (traineeship training) with the second state examination.

Staeck organized his first political demonstration in Heidelberg as early as 1962, the subject of which was the Spiegel affair. In 1965 Staeck founded the producer publisher "Edition Tangente" (today: "Edition Staeck"), which since the late 1960s has also been issuing editions (multiples) by internationally recognized artists. For example Joseph Beuys, with whom he has worked since 1968, Panamarenko, Dieter Roth, Nam June Paik, Wolf Vostell, Daniel Spoerri, and many others. In 1968 Staeck was admitted to the bar in Heidelberg and Mannheim.

In 1969 Klaus Staeck organized an art campaign by the then largely unknown artist Christo, who completely covered the Amerikahaus in Heidelberg with white sheets. It was Christo's first artistic veiling campaign in Germany. For Staeck, this art campaign turned into a financial disaster.

Since the early 1970s, Klaus Staeck has been working as a graphic artist in the field of political satire in the tradition of John Heartfield. During this time, a close collaboration with the Göttingen publisher Gerhard Steidl began. His main work has so far comprised around 300 posters, most of which consist of photomontages, to which he adds his own ironic sayings.

His satirical posters and the postcard editions that he sold commercially were often directed against the content of CDU / CSU politics. His satire repeatedly provoked politicians in conservative circles. This often led to scandal and legal disputes, which, however, suited him well, as it did not insignificantly increase his awareness.

His ironic political poster German Workers! The SPD wants to take away your villas in Ticino. [10] The poster achieved a print run of 75,000 copies and is the best known of his motifs. In the 1970s and 1980s in particular, his graphics were popular, so that he could live on the proceeds from postcard sales. Despite his membership in the SPD, he attaches importance to never having been a party graphic designer and not having done any commission work for the SPD.

In 1971, together with Beuys and Erwin Heerich, he wrote an appeal against the exclusivity of the Cologne art market. In the same year he carried out his first poster campaign for the Dürer year in Nuremberg with his social case poster. For the poster he used Albrecht Dürer's charcoal drawing Portrait of the Mother from 1514 and combined it with the question: Would you rent this woman a room?

Klaus Staeck participated in Documenta 5 in Kassel in 1972 in the Department of Parallel Imagery: Political Propaganda. (He was also represented as an artist at Documenta 6 (1977), Documenta 7 (1982) and Documenta 8 in 1987.) By 2012 Staeck was able to present around 3,000 solo exhibitions at home and abroad.

On March 30, 1976, CDU politician Philipp Jenninger tore up a Staeck poster in an exhibition in Bonn's Parliamentary Society that reads Since Chile, we know more exactly what the CDU thinks of democracy. With the poster, Staeck alluded to a statement by Bruno Heck: After the coup in Chile by the general and later dictator Augusto Pinochet in 1973, Heck saw the situation in a sports stadium in Santiago de Chile, which served as a concentration camp and torture site, with the sentence described: Life in the stadium is quite comfortable in sunny weather. The action of the members of parliament around Jenninger, which Staeck brought close to the burned poet, was described in the media as a Bonn iconoclasm. The exhibition was closed on the same evening following a decision by the Board of Directors of the Parliamentary Society; Jenninger, on the other hand, was sentenced in June 1976 to a compensation payment of 10 D-Marks to Staeck plus 35 Marks fees for Staeck's lawyer and 18 Marks court costs. A CDU politician who compared Staeck's works with the Nazi caricatures in 1976 was also defeated by the graphic artist in court. At the beginning of the 1980s Staeck received more threatening letters with full names and addresses and the number of exhibitions in Germany fell drastically.

In 1971 Staeck received a guest professorship at the Kassel University of Applied Sciences and in 1986 at the Düsseldorf Art Academy.

After the fall of the GDR, in 1990 Staeck joined the Akademie der Künste in Berlin, the renamed Akademie der Künste der GDR under new, democratic management by Heiner Müller. By merging the two Berlin academies, Staeck became a member of the joint Academy of the Arts in 1993.

On April 29, 2006, Staeck was unexpectedly elected President of the Berlin Academy of the Arts at the general assembly. He was the successor to the resigned Swiss writer Adolf Muschg. In the same year he got involved as a critic of an Arno Breker exhibition in Schwerin in order to organize an exhibition for Johannes Heesters in Berlin at the same time, who had donated his estate to the academy.

On May 9, 2009, Staeck was re-elected at the academy's spring members' meeting. As part of the candidacy, he had announced that the artists would “actively intervene” “also in the coming socio-political disputes”. In this context, Staeck also emphasized that he was now accepted in the ranks of the Union, especially by the Minister of State for Culture Bernd Neumann (CDU).

Re-elected in 2012, he took up his third and (according to the statutes) last term of office until May 2015 as Academy President. Since 2015 he has been honorary president of the Akademie der Künste, Berlin.

In March 2015, a Staeck exhibition entitled Art for All opened in the Berlin Academy of the Arts. The poster art of the graphic artist and art objects from Edition Staeck will be shown. There is also a cartoon of Mohammed. In the framework of the exhibition there is a discussion on the subject of Charlie Hebdo under the title Do not buckle !.

Staeck has been writing a column every fortnight in the Berliner Zeitung and Frankfurter Rundschau for many years.

He is a member of the PEN Center Germany. In 1997 he was one of the founding members of the Willy-Brandt-Kreis.

On April 16, 2020, SWR television broadcast the documentary film Die Kunst nicht im Saale, produced by Andreas Ammer - poster artist Klaus Staeck about the artist, in which publisher Gerhard Steidl, SPD politician Martin Schulz, former employees of Akademie der Künste Berlin and his brother Rolf Staeck comment on Staeck.

 

Political offices and functions

Staeck has been a member of the SPD since April 1, 1960. In 1969 Staeck ran unsuccessfully for the Heidelberg city council and became a member of the district executive committee of the SPD and the Young Socialists.

He is a member of the board of the Darmstädter Signal support group.

In 1973 he was chairman of the Free International University (FIU) association and founded the Action for more democracy initiative.

In 1983 he became a member of the Advisory Board of the Humanist Union.

In 2004 Staeck became a member of the Saxony Senate Cultural Senate.


StäV-Gründer Friedel Drautzburg spricht in diesem Video (1:46 Min) über den 1. Ständigen Vertreter der BRD bei der DDR Günther Gaus.

StäV founder Friedel Drautzburg talks in this video (1:46 min) about 1st Permanent Representative of the FRG to the GDR


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